Über die Wiesen rennen, mit Artgenossen ausgelassen spielen, mit dem Halter ausgedehnte Spaziergänge machen, all das macht unseren Hund richtig glücklich. Umso schlimmer wird die Situation, wenn der Hund auf einmal anders reagiert als sonst. Schmerzen wirken beim Hund wie eine Bremse. Sie können ihn nicht nur körperlich beeinträchtigen, sondern führen zu Verhaltensstörungen, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden.
Was können wir tun, um zu erkennen, wann unser Hund Schmerzen hat und wie können wir helfen? Wir haben ein paar Antworten gefunden.
Schmerz und seine Formen
Ein Hund empfindet Schmerzen ähnlich wie wir Menschen. Doch im Gegensatz zu uns, kann sich der Vierbeiner nicht über Sprache mitteilen. Schmerzen sind für ihn ein sehr unangenehmes und beängstigendes Erlebnis, denn er kann nicht verstehen, warum er überhaupt Schmerzen hat. Er weiß auch nicht, dass man seine Schmerzen lindern kann, deshalb dauert es manchmal sehr lange, bis wir überhaupt bemerken das etwas nicht stimmt.
Betrachtet man die Wölfe im Rudel, so zeigen diese erst dann eine Schmerzsymptomatik, wenn es wirklich nahezu unerträglich wird. Ein kranker Wolf schwächt das Rudel.
Doch unser Hund hat Glück, denn wir versorgen ihn und kümmern uns um ihn.
Jetzt müssen wir nur noch erkennen, um welchen Schmerz es sind handelt, damit wir richtig reagieren können.
Die Unterschiedlichen Schmerzzustände
Physiologischer Schmerz
Hitze, Kälte oder Druck sind Schmerzreize, die zu einer sofortigen Aktion führen. Die Reizungen aktivieren die Schutzfunktion des Körpers und schützen den Organismus durch die Ausführung von Reflexen vor möglichen großen Verletzungen, z.B Verbrennungen oder massiven Quetschungen. Außerdem besteht ein physiologischer Schmerz häufig nur für ein paar Sekunden oder Minuten, eine Beseitigung des Auslösers beseitigt auch die Symptomatik und diese Art der Schmerzen tritt auch nur lokal auf.
Pathologischer Schmerz
Der pathologisch Schmerz entsteht dann, wenn Schmerzrezeptoren verstärkt gereizt werden und diese Rezeptoren an das Zentrale Nervensystem weiter geleitet werden. Hierzu zählen Schmerzen bei Entzündungen. Entzündungsschmerz kann durch Bakterien, Pilze oder Viren verursacht werden, oder wird traumatisch ausgelöst, z.B bei Verbrennungen, Erfrierungen oder nach Operationen. Dieser Schmerz muss behandelt werden, denn er wirkt sich nicht nur körperlich aus, sondern belastet den Hund auch psychisch.
Akuter Schmerz
Akuter Schmerz tritt, wie das Wort schon vermuten lässt, plötzlich auf und ist für den Halter relativ deutlich zu erkennen.
Häufig entsteht der Akutschmerz durch einen konkreten Auslöser, zum Beispiel der Tritt auf eine Biene oder in eine Scherbe.
Chronische Schmerzen
Von chronischen Schmerzen spricht man immer dann, wenn sie schleichend beginnen und über einen langen Zeitraum bestehen. Typische Beispiele hierfür ist die Arthrose (chronische Gelenkentzündungen) oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule. Diese Art der Schmerzen sind für uns Halter sehr schwierig zu erkennen, denn sie beginnen schleichend und werden vom Hund nicht durch einen akuten Schmerzzustand angezeigt. Chronische Schmerzen führen leider häufig zu Verhaltensstörungen, oft auch infolge des daraus resultierenden „Schmerzgedächtnis“.
Der Schmerz im Gedächtnis
Die Entstehung des „Schmerzgedächtnis“ resultiert immer daraus, dass ein Schmerz über einen längeren Zeitraum bestand, ohne das er behandelt wurde. Hier sind nicht nur Hunde von betroffen, auch wir Menschen können unter diesem Phänomen leiden. Problematisch daran ist, es lässt sich nicht einfach behandeln, da körperlich für die bestehende Schmerzempfindlichkeit keine Ursache gefunden werden kann.
Wie erkennt man Schmerzen?
Das Schmerzempfinden ist von Hund zu Hund und von Rasse zu Rasse unterschiedlich hoch oder niedrig. Manche Hunde reagieren deutlich weniger auf bestimmte Reize, als hochsensible Tiere.
Hinzu kommt auch die betroffene Körperregion, denn in manchen Organen befinden sich deutlich weniger Schmerzrezeptoren.
Auch die vordere oder hintere Körperpartie reagiert unterschiedlich. Generell kann man aber sagen, wir müssen immer dann tätig werden, wenn sich das Verhalten oder die Körperhaltung unseres Hundes verändert.
Verhaltensstörungen können sein:
– Futterverweigerung
– Aggressionen
– Ängstlichkeit
– Inaktivität
– Hecheln, Winseln oder gar Jaulen
– gestresstes Verhalten
– die Lefzen zeigen
– Schmatzen oder mit den Zähnen knirschen
– Absondern und Zurückziehen
– Unruhe
– Schlafverhalten verändert sich
– Belecken oder Knabbern bestimmter Körperregionen
Körperliche Verhaltensauffälligkeiten:
– eingeklemmter Schwanz
– hängender Kopf oder Ohren
– möchte nicht gestreichelt werden
– Lahmheit oder gekrümmte Körperhaltung (Buckel)
– Anheben von Pfoten oder Humpeln
– Steifer Gang und schlechtes Aufstehen nach einer Liegephase
– verlängertes Liegebedürfnis
– generelles Vermeiden von Bewegungen
– angespannte Muskulatur
– Zittern
Halter, die Veränderungen bei ihrem Hund feststellen, dürfen nicht zögern und müssen ihren Hund möglichst bald bei einem Tierarzt vorstellen. Hier gilt sogar die Regel: „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig“. Wichtigstes Ziel ist die Vermeidung eines „Schmerzgedächtnis“ denn hat sich das erst einmal entwickelt, werden wir unseren Hund kaum davon überzeugen können, dass Bewegung gesund ist und ihm gut tut.
Ist die Diagnose gefunden, können wir beginnen unserem Hund zu helfen. Neben den üblichen Medikamenten vom Tierarzt helfen auch Termine beim Physiotherapeuten, oder der Besuch eines erfahrenen Tierhomöopathen bei der Bewältigung der Schmerzsymptomatik. Gerade im Bereich der Homöopathie kann mit geeigneten Mitteln die Ängstlichkeit gelindert werden, denn Schmerzen machen unserem Hund häufig Angst. Doch Angst verstärkt wiederum die Schmerzen durch Verkrampfen der Muskulatur.
Aufmerksames Beobachten unseres Hundes, verbunden mit Liebe und Geduld helfen dem Tier, bestehende Schmerzen zu lindern und sie gar nicht erst zum chronischen Schmerzempfinden werden zu lassen.
Quelle: Tier-Physiotherapie.com