Aus eins wird zwei? – Leben im Hunderudel

„Du hast es gut,“ seufzt meine Freundin die in meiner Küche sitzt und meinen beiden Hunden beim spielen zuschaut. „Wieso?“ frage ich erstaunt, weil ich im Moment nicht ganz folgen kann. „Schau doch Deine Beiden an, wie sie da miteinander spielen. Du hast das Glück und hast gleich 2 Hunde, ich habe gar keinen, weil es beruflich einfach nicht geht,“ erklärt sie traurig.
„Liebes, so toll wie das hier erscheint ist das aber nicht immer. Da hatte ich auch schon ganz andere Momente,“ versuche ich zu trösten. „Wie meinst du das?“ fragt sie erstaunt.

Soll ich mir einen 2 Hund dazuholen ?

Ich habe lange über einen 2. Hund nachgedacht. Oft liest man: „Der Hund ist ein Rudeltier, er freut sich über Gesellschaft von einem Artgenossen“. Aber ist das wirklich so? Gilt das für jeden Hund?
Der Hund freut sich wenn er einen Spielkameraden bekommt und ich beruhige mein Gewissen denn manchmal muß man das Haus für ein paar Stunden verlassen. Dann ist mein Hund nicht so alleine und hat einen Kameraden.
Voller Vorfreude schaue ich mich nach einem 2. Hund um und egal, ob vom Züchter, aus dem Tierheim, vom Tierschutz oder einer Organisation für Hunde in Not, schließlich werde ich fündig. Der Tag der Abholung kommt und ich bringen den neuen Artgenossen aufgeregt mit nach Hause. Und nun?

Was sollte ich bei einer Anschaffung eines zweiten Hundes bedenken ?

Zunächst einmal wie alt ist mein Hund, der zu Hause seinen Platz bereits gefunden hat? Ist er schon älter und ich bringe ihm einen kleinen, verspielten Welpen mit nach Hause, der am liebsten nur toben würde und meinen älteren Gefährten irgendwann so richtig nervt?

Welches Geschlecht habe ich jetzt in einer Kombination? Sind es 2 Rüden? Beide unkastriert? Oder sind es 2 Hündinnen? Ebenfalls unkastriert? Habe ich ein Päärchen? Dann sollte einer vielleicht lieber kastriert sein? Und wie reagieren die Hunde jetzt aufeinander?
Martin Rütter gab einmal ein sehr passendes Beispiel: Ein Mann lebt jahrelang mit seiner Gattin in einem Haushalt und plötzlich bringt er eine jüngere Frau mit nach Hause. Wie reagiert seine Ehefrau? Und beruhigt es sie wenn ihr Mann sagt: Schatz, mach Dir doch keine Gedanken, du bleibst immer meine Nummer eins.
Ein 2. Hund kann das Leben bereichern und sehr viel Freude bringen, sowohl mir als auch meinem ersten Hund. Aber, statt Begeisterung kann es auch zu purer Ablehnung kommen.

Möchte man einen Welpe mit einem Senior vergesellschaften, so sollte dies nur dann erfolgen wenn der Senior bereits in einem Rudel gelebt hat. Beispielsweise wenn der 2. Hund verstorben ist. Der Vierbeiner ist also an ein Leben mit Zweithund gewöhnt und vermisst seinen Partner vielleicht sogar. Ansonsten sollte ein Welpe nur in einen Haushalt mit einem verhältnismäßig jungem Hund. Ältere Hunde brauchen einfach ein wenig mehr Ruhe und für den Senior wäre die Umstellung sehr groß.

Auch das Geschlecht kann eine entscheidende Rolle spielen. Sowohl beim Rüden, wie auch bei Hündinnen kann es untereinander zu Machtkämpfen kommen. Im schlimmsten Fall könnten diese auch einmal blutig enden.
Bei der Urlaubsplanung muß ich einkalkulieren, evtl. nicht überall mit einem Hunderudel willkommen zu sein. Wo mache ich Urlaub? Sind mehrere Hunde im Restaurant erlaubt? Erlaubt der Vermieter der Ferienwohnung mehrere Hunde? Und apropos Vermieter, wohne ich zur Miete? Sind mehrere Hunde in der Mietwohnung erlaubt?

Kann ich die Kosten für 2 oder mehrere Hunde aufbringen? Von der Anschaffung der Ausstattung, bis hin zu den Tierarztkosten muß ich eventuell alles doppelt bezahlen. Und auch versichert sollten meine Hunde sein. Was geschieht wenn ich mich selber einmal nicht um mein Rudel kümmern kann? Vielleicht muß ich sogar ins Krankenhaus oder zur Kur? Habe ich dann Hilfe?

Und was passiert wenn sich die Hunde überhaupt nicht verstehen? Kann ich gegebenenfalls einen wieder abgeben? Und wen würde ich abgeben? Und was sagt die Familie dazu?

Vorher testen kann sinnvoll sein.

Ein kleiner Tipp: Bevor man sich einen 2. Hund anschafft, könnte man beispielsweise einen Hund von Freunden oder Bekannten über die Ferienzeit in Pflege nehmen und schauen, wie der eigene Hund reagiert. Auch ein gemeinsamer Spaziergang mit einem Hund aus dem Tierheim kann schon Aufschluss darüber bringen, ob mein Hund einen Artgenossen akzeptieren würde. Allerdings ist ein Zusammenleben noch einmal etwas anderes als ein gemeinsamer Ausflug ab und zu.
Das Leben in einem Hunderudel kann wunderschön sein, es kann aber auch schief gehen und dann muß ich die Konsequenzen tragen können. Um mir und auch meinem Hund unnötigen Stress zu vermeiden sollte die Anschaffung eines 2. Hundes deshalb gut überlegt sein.

Wie seht ihr das? Habt ihr 2 oder mehr Hunde? Wie klappt das Zusammenleben? Oder steht ihr gerade vor der Frage, ob noch ein 2. Hund angeschafft werden soll?Bitte erzählt uns von euren Erfahrungen.

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4 Kommentare zu “Aus eins wird zwei? – Leben im Hunderudel”

  1. by Sylvia am
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    Hallo, also ich habe ein großes Rudel mit 4 Golden Retrievermädchen. Es gibt einen Boss und der bin ich. Dem haben sich die Mädels unterzuordnen. Es gibt natürlich auch innerhalb des Rudels eine Rangordnung. Die haben sich die Hunde selber ausgemacht. Wurde es ab und zu also wirklich nur sehr selten zu wild, ging ich dazwischen. Und das hat funktioniert. Meine Mädl`s sind jetzt bald 9,8,6 und 5 Jahre alt. Bekommen habe ich die Älteste mit 8 Wochen, die Zweite mit 6 Monaten, die Dritte mit 4,5 Monaten und die Letzte mit 1,5 Jahren.
    Damals habe ich mir überlegt, wie man ein Rudel führt, leider gibt es dazu fast keine Lektüre oder Informationen. Wie gesagt, wird sind halt langsam gewachsten.
    Liebe Grüße
    Sylvia

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  2. by Evelyn Hüttig am
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    Hallo,

    aus meiner Erfahrung heraus muss man für Mehrhundehaltung ein gewisses Potential mitbringen, oder das Rudel tanzt einen auf der Nase herum. Hat man bereits beim ersten Hund wenig Erziehungserfolge, dann sollte man vom Zweithund die Finger lassen. Die „Macken“ verdoppeln sich nicht nur, die potenzieren sich. Und der erste gut erzogene Hund kann plötzlich „Macken“ haben die vorher gar nicht da waren!
    Was ich persönlich ganz wichtig finde, was aber sehr oft nur nebenbei erwähnt wird: ein Rudel SOLLTE sich langsam bilden, das heißt ein Hund nach den anderen.

    Allgemein betrachtet stimme ich mit Sylvia überein, wenn sie sagt: „Es gibt einen Boss und der bin ich.“.
    Ich bin der „Boss“ von 3 Vizsla Mädels (alle unkastriert) und der muss ich auch sein. Dabei handle ich nach dem Prinzip: bis zu einer von mir festgesetzten Grenze ist alles erlaubt. Als Beispiel: meine Mädels laufen beim Spaziergang frei herum, können vom Prinzip tun was sie wollen, bis ich der Meinung bin sie entfernen sich zu weit, toben zu heftig herum, haben sich schon zu weit nach China durch gegraben oder missachten mich und meine Rufe (da ist einmal schon zu oft).
    Man muss bei mehreren Hunden den Rundumblick auch während menschl. Gesellschaft (= Ablenkung) immer drauf haben (das lernt man mit der Zeit). Jeder der Hunde kann einzigartig sein, was sie auch sind, aber sie müssen als Team funktionieren. Wenn ich alle Hunde heranrufe müssen alle kommen, alle müssen beim an- und ableinen warten bis der letzte fertig ist. Meine Mädels schlafen prinzipiell in einem großen Hundebett (es ist nicht so, dass sie nur eines haben), sie akzeptieren die Gewohnheiten des jeweils anderen, lecken sich gegenseitig gerne die Ohren aus und machen nur zu gerne den Blödsinn nach, den der andere gerade vor macht. Man könnte viele solcher Beispiele nennen, wobei jedes Rudel anders ist. Was bei allen gleich ist: wenn das Team stimmt, dann gibt es nur wenig ärger untereinander. Man kann es auch so ausdrücken: die Harmonie muss stimmen, oder auch die `positive Energie‘.
    Im Übrigen „Vorher testen kann sinnvoll sein.“ : dazu sage ich jein. Es ist nicht dasselbe. Einen Hund vom Bekannten/ Verwandten ist unter Umständen stressiger als der eigene zweite Hund. Ich sehe das bei mir: wenn ich den Hund meiner Eltern in deren Urlaubszeit in Pflege habe, dann dauert das über eine Woche bis er sich an unseren Ablauf gewöhnt hat und wir uns an ihn. Selbst da ist es die restliche Zeit noch ordentlich anstrengend. Es sind Kleinigkeiten, die mich stören: er bleibt NICHT sitzen bis alle abgeleint sind, er spielt sehr oft viel zu laut und der Spaziergang ist wenig erholsam, weil ich mich auf ihn nicht so sehr verlassen kann wie auf meine Mädels. Er weiß nicht wie weit ist zu weit, wenn ich ihn nicht ständig rufen würde. Es dauert mehr als eine Ferienzeit bis alles wieder rund läuft, alle sich aneinander gewöhnt haben und man die Spaziergänge wieder genießen kann.

    Es kann viel Freude machen mehr als einen Hund zu haben, sonst hätten Sylvia und ich und auch einige andere nicht gleich ein ganzes Rudel, aber es bedeutet eben auch mehr von allen anderen.

    LG Eve

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  3. by Corinne am
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    Wir hatten zu unserer damals 12 1/2 Jährigen gesagt entweder ein Welpe oder es kommt eine Katze ins Haus. Denn Katzen fand sie auch immer ganz toll zum schmusen und spielen. Es kam ein Welpe, der nach mehrmaligem Nachfragen dann ab der 2. Nacht auch bei ihr im Körbchen schlafen/kuscheln konnte. Sie blühte mit „ihrem Adoptivsohn“ auch nochmal richtig auf. Sie hatte ein Geschwür am Bauch und der Welpe hat richtig auf sie Rücksicht genommen. Wir mussten sie aber leider nachdem der „Kleine“ 9 Monate alt war, erlösen :'( .. das Geschwür das niemand mehr operieren wollte ging auf.
    Jetzt ist der „Welpe“ schon bald 10 Jahre alt und auch er hatte nachdem er 2 Jahre alt war, einen neuen Freund dazu bekommen.. das war sein Seelenbruder. Manche sagten da kommt das Dreamteam. Mit 5 musste auch der leider viel zu früh, gehen :'(
    2 Monate später gab es dann unseren „Neuen“ der „freche“ vom Profilbild. Jetzt ist er 1 1/2
    In einer Woche kommt ein 3. (1 Jährig) erst mal zur Probe, dann für 3 Monate in Urlaubspflege.
    Dann hatten wir dauernd die 2 Rüden von meinen Stiefsöhnen hier auch in Urlaub.

    Alle Rüden + Inka sind oder waren immer unkastriert und es gan NIE Rangeleien.

    Meine Freundin hat 2 Hündinnen zusammen getan. Die 1. war erst 1 1/2 als die 2. dazu kam. Es klappte einfach NIE so wie bei uns. Sie haben sich immer wieder zusammen nehmen müssen.. dann gab es mal wieder heftige rangelein .. auch mit kleinen OPs/zunähen. Dann ging es wieder.. 5 Jahre haben sie es probiert und dann doch sehr sehr schweren Herzens die „kleinere“ abgegeben in der Hoffnung immer mal wieder was von ihr zu hören.. :'( aber die neue Besitzerin meldet sich nie.
    Jetzt wohnt ein Senior aus den TH bei ihnen seid 1 Jahr und es klappt prima.

    LG Corinne

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  4. by Susan am
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    Rudelhaltung ist einfach wunderschön – und lernen kann man vom besten Freund des Menschen eine Menge

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