Hundeweihnacht

Wir Hunde haben es schwer – vor allen Dingen, in der Weihnachtszeit.

Ständig reagieren unsere Menschen, für uns Hunde, in diesen Wochen vollkommen grundlos gestresst und gereizt. Letztes Jahr fing das bei meiner Familie so um die Zeit des „ Schuh-raus-Tages“ an. An diesem Tag rangierten sie jeder einen Schuh aus, den sie dann vor ihre Tür stellten. Freudig wedelnd nahm ich das großzügige Geschenk dankend entgegen – war ich mir doch sicher, das sie mir ein paar Spiel- und Beißschuhe geschenkt hatten, damit sich mein Gebiß sorgfältig entwickelt. Da ich daran natürlich auch interessiert war, widmete ich mich allen Schuhen mit größter Hingabe. Gleich am nächsten Morgen küsste ich Herrchen und Frauchen mit einem feuchten Schlabber aus ihren süßen Träumen wach, um mich für die fürsorgliche Geste zu bedanken. Wider Erwarten reagierten sie beim Anblick der Schuhe nicht mit einem zärtlichen Lob, wie ich es eigentlich verdient hätte – schließlich hatte ich mir alle Mühe gegeben – sondern mit einem hysterischen Aufschrei und Schimpfe für mich. Noch lange Zeit danach hatte ich wegen dieser absolut unbegreiflichen Ungerechtigkeit ein schlechtes Gefühl. Aber so sind die Menschen in der Vorweihnachtszeit. Von Tag zu Tag werden sie hektischer. Ich führe das in gewisser Weise auf die Kraft des Kranzes zurück. Er zieht die Menschen jedes Jahr wieder in seinen Bann. Mit großen Augen stehen Jung und Alt bewundernd vor diesem Kranz und lassen sich vom Kerzenschein fesseln. Je mehr Kerzen auf dem Kranz brennen, desto aufgeregter werden sie. Besonders die kleinen Menschen reagieren sehr stark auf dieses Phänomen. Für mich haben Herrchen und Frauchen in diesen Tagen immer weniger Zeit. Aber nicht nur, dass sie keine Zeit haben und des öfteren ihren treuen Hund schelten – nein – sie machen mir noch zusätzlich das Leben schwer. Bösartig verschließen sie Türen, die sonst immer offen waren und tauschen meine müffelnde, gemütliche Hundedecke zu dekorationzwecken – was auch immer das heißen mag – gegen eine rote, kratzige, sauber riechende Decke aus. Das soll einer verstehen.

Am schlimmsten ist immer die Veränderung meines Frauchens. Vorige Weihnachten stand sie stundenlang mit wirrem Haar in der Küche und backte kleine hellbraune Klümpchen. Ganz ohne Zweifel, waren das leckere HundeCräcker – sie sahen wirklich genau so aus, wie auf der Frohloock- HundeCräckerpackung. Seltsamerweise aß aber alle mein Herrchen. Ich hatte nicht gewusst, dass er so was überhaupt mag, denn meine alten Knochen, die ich ihm ab und zu angeboten habe, hat er alle verschmäht. Obwohl ich ihn nun mit treuem Hundeblick und triefender Schnauze daran erinnerte, dass das ja eigentlich meine Cracker waren, ließ er sich nicht erweichen. Da ich aus Erfahrung wusste, dass er es nicht besonders schätzt wenn ich mit ihm aus einem Napf fressen will, musste ich mir meinen Anteil immer heimlich sichern. In der festen Überzeugung, dass wenigstens Frauchen solidarisch zu mir halten würde, was die von ihr gebackenen Hundecräcker anging, hatte ich keine Scheu ihr vorzuführen, wie schmackhaft ich ihre Cräcker fand. Aber auch in diesem Fall trat das Weihnachtssyndrom wieder in Kraft. Anstatt sich über meinen gesunden Appetit zu freuen, bekam sie wieder hektische Flecken im Gesicht und ich musste die Küche verlassen.

Zum Glück waren die beiden recht einsichtig. Schon bald tat ihnen die Sache leid und sie machten mir ein ganz besonders schönes Geschenk. Einen wunderschönen, dunkelgrünen Gassibaum im Wohnzimmer- Obwohl ich ja der Meinung war, dass das als Entschuldigung für ihr Fehlverhalten durchaus genügt hätte, bestanden sie darauf, ihn mit bunten Kugeln und allerlei Leckereien zu schmücken. Insgeheim war ich ja schon immer ein wenig neidisch auf die komische Katze, weil sie ihren eigenen Baum hatte. Aber gegen diesen geschmückten Gassibaum war der kleine Katzenbaum natürlich ein schlechter Witz. Für diese Aufmerksamkeit war ich meinen Menschen wirklich von Herzen dankbar. Um meine Verbundenheit sofort zum Ausdruck zu bringen, weihte ich meinen Gassibaum gleich feierlich in ihrer Gegenwart ein. Das Donnerwetter, das darauf folgte, übertraf im Ausmaß alle bisherigen. Noch tage später würdigten sie mich keines Blickes.

Also ehrlich, so langsam hatte ich meine Hundeschnauze gestrichen voll, von der Weihnachtszeit. Aber zum Glück war ja bald alles vorbei. Dann fing für mich wieder die friedliche Zeit des Jahres an.

Allen eine schöne Weihnachtszeit

(Autor unbekannt)

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 5.0/5 (8 votes cast)
Hundeweihnacht, 5.0 out of 5 based on 8 ratings

Ähnliche Beiträge

Bilder auf das Silder Sta... Damit wir dein Bild als Slider Star Foto verwenden können, muss das Seitenverhältnis 2:1 (Breite:Höhe) sein. Das kann man auf vielfältige Weise erledigen. Eine Möglichkeit ist die
Wie viel Bewegung braucht... Hunde sind Lauftiere, daher brauchen sie, um gesund und ausgeglichen zu sein, Bewegung. Wie hoch der Bewegungsbedarf des eigenen Vierbeiners ist, hängt von einigen Faktoren ab: Temperament
Mit Lunderland natürlich... Neu bei Hundeshop.de sind jetzt die Produkte der Firma Lunderland. Eine hochwertige Fütterung der 4-Beiner wird für viele Hundehalter zu einem immer wichtigeren Thema. Lunderland Dosenfleisch unterscheidet
Pettrailing – Was i... „Gestern hab ich einen total interessanten Beitrag im Fernsehen gesehen. Es ging um einen Suchhund, der dazu ausgebildet wurde, andere Tiere, wie beispielsweise entlaufene Hunde oder Katzen
Autofahren – so wird es... Viele Hundehalter sind heute auf das Auto angewiesen. Besonders wer in ländlichen Gegenden wohnt, hat kaum eine andere Möglichkeit. Ob nun der fällig Besuch beim Tierarzt, eine
Was passiert mit meinem H... Einen kurzen Moment nicht aufgepasst und schon kann es passieren. Man hat einen Unfall. Kein Hundehalter möchte sich gerne mit der Frage beschäftigen: „Was passiert mit meinem
Produkttest Owney Arnauti Owney Arnauti Jacke für Hundebesitzer im Test Das norddeutsche Unternehmen Owney ist eines der ganz wenigen, die Bekleidung speziell für Hundehalter fertigen. Die Owney Produktpalette reicht mittlerweile vom
Agility, ein Trendsport f... Das mittlerweile auch in Deutschland sehr beliebte Agility stammt ursprünglich aus England. Beim Agility bewältigt der Hund einen Hindernisparcours auf Zeit. Das Erlernen der Sportart erfordert eine
Smartie im Stress   Hallo meine lieben Freunde des Dotties….. Da bin ich nochmal euer guter, alter Smartie. Kennt ihr mich noch?  Ich hab so lange nichts gebellt, weil ich
Hund – Mensch Trainerin... Hund – Mensch Trainerin Anita Balser bei hundeshop.de Die erfolgreiche und sehr beliebte Hund – Mensch Trainerin Anita Balser ist zu Gast auf dem Gelände der Firma