„Das darf jetzt aber nicht wahr sein? Oh nein und das auch noch ausgerechnet heute.“ Ich stehe in der Küche und traue meinen Augen nicht, die Spülmaschine ist undicht und das Wasser steht auf dem Küchenboden. Dazu kommt noch ein Zahnarzttermin heute Nachmittag und ich war noch nicht mit Hoppla spazieren.
Der lag eben noch im Flur, hat sich aber, nach meinem entsetzten Ausrufen, ins Hundekörbchen im Wohnzimmer verzogen. Missmutig wische ich die Küche trocken und informiere den Kundendienst. Dann raffe ich nach Halsband und Leine und rufe Hoppla.
„Komm Junge, wir wollen schnell los. Hopp Hopp!“
Doch nichts rührt sich im Körbchen.“Haaaalloo? Mensch jetzt mach mal, ich hab doch noch Termine.“ Klüger wäre es jetzt, den Spaziergang zu verschieben, anstatt ihn schnell hinter sich zu bringen. Dabei war Hoppla eben noch scheinbar gut gelaunt, aber die Stimmung seines Frauchens hat ihm die Laune verdorben.
Oder haben Hunde gar keine Launen?
Können Hunde mit der falschen Pfote aufstehen? Oder interpretieren wir nur ein Verhalten des Hundes?
Hunde nehmen ihre Umwelt völlig anders wahr, als wir Menschen. Der Duft einer läufigen Hündin kann den Hund richtig stressen. Während er von Grashalm zu Grashalm schnuppert, ärgern wir uns darüber, dass er uns scheinbar ziellos durch die Gegend zerrt. Das was wir als „launisch“ empfinden ist für unseren Hund völlig logisch. Er ist außerdem in der Lage, sehr schnell umzuschalten. War er gerade noch aufgebracht und aufgeregt, legt er sich im nächsten Moment völlig entspannt neben uns, während wir kurz mit unserer Nachbarin plaudern.
Und noch etwas können Hunde, sie sind Meister im Lesen von körperlichen Signalen.
Hoppla hat sehr wohl mit bekommen, wie sein Frauchen plötzlich gestresst reagiert hat. Hunde können unseren Stress förmlich riechen und spüren sofort unsere Anspannung. Hektik, Eile und unsere eigene schlechte Laune verunsichern den Hund. Da er immer situativ handelt und nur im Hier und Jetzt lebt, vermutet er eine Verbindung zwischen seinem und unserem Verhalten. Er ist in sein Körbchen gegangen, um seine Situation zu entspannen. Im Grunde ist also nicht er schlecht gelaunt, sondern wir.
Ob Hunde Launen haben, liegt also eher an uns und wie wir die Verhaltensweise unseres Vierbeiners deuten und empfinden.
Wissenschaftlich bewiesen ist jedoch, dass jeder Hund seinen eigenen Charakter und seine eigene Persönlichkeit besitzt. Gerade deshalb werden Umweltreize auch unterschiedlich von unseren Hunden wahrgenommen. Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken, wann uns der Hund gut gelaunt erscheint? Eigentlich immer dann, wenn wir ihn Hund sein lassen.
Beispielsweise geht Hoppla gerne schwimmen. Für ihn ist es das Größte, ausgelassen im Wasser zu toben. Schwanzwedelnd und tropfnass kommt er begeistert zu uns gerannt und nun liegt es an uns. Wenn wir uns freuen, ihn abtrocknen und ihm das Spiel gönnen, wird er begeistert neben uns nach Hause traben. Empfangen wir ihn aber mit Worten wie: „Musste das jetzt sein? Guck mal, jetzt bist Du ganz nass,“ dann wird er den Kopf senken und traurig hinter uns her trotten. In diesem Fall ist nicht der Hund auf einmal schlecht gelaunt, sondern wir haben ihm den Spass mit unserer Stimmung verdorben.
Natürlich können wir nicht jedes Bedürfniss des Hundes zulassen, z.B. das Auseinanderpflücken des Mülls, oder das Decken der hochläufigen Nachbarshündin. Doch wir könnten uns die Mühe machen, uns selbst die Wahrnehmung des Hundes auf unsere Welt bewusst zu machen und entsprechend zu handeln, um Unsicherheiten für den Hund zu vermeiden.
Hat ein Hund Launen?,