Ich schau von meiner Zeitschrift auf und erblickte einen stattlichen Dobermann, der durch die Eingangstüre unserer Tierarztpraxis kommt. Wenig interessiert bleibt Poldi einfach neben mir liegen. „Ich komme mal wieder mit Mücke, mir graut es, aber es muss ja sein,“ höre ich die Halterin durch die offene Wartezimmertüre mit der Tierarzthelferin sprechen.
Schließlich betritt Mücke das Wartezimmer. Auch das scheint meinen Poldi nicht sonderlich zu stören, während Mücke sofort anfängt zu fiepen und zu winseln. Die Halterin schaut mich ein wenig verlegen an und erklärt: „So ist das immer, jedes mal wenn wir zum Tierarzt kommen macht Mücke das.“ Ich lächle zurück und antwortete: „Och Mücke, warum hast Du denn so eine Angst?“ „Wir wissen es einfach nicht, es war von klein auf so,“ erklärt Mückes Frauchen.
Warum haben Hunde Angst und was können wir Halter dagegen tun.
Gerade in Bezug auf den Tierarzt habe ich schon sehr früh mit Poldi angefangen zu üben. Gut, ich habe das Glück, mein Tierarzt hat seine Praxis 20 min. von uns entfernt. Als Poldi gerade 2 Wochen bei uns war bin ich mit ihm einfach so zur Praxis gegangen und hab ihn vorgestellte. Die Helferinnen haben sich gleich in ihn verliebt. Er wurde gestreichelt, bekam ein Leckerchen und wir gingen wieder. Mein Hund hatte keine negativen Verknüpfungen.
Das 2. Mal habe ich meinen Hund mitgenommen, um einen Impftermin zu vereinbaren. Das hätte ich natürlich per Telefon machen können, aber ich wollte bewusst mit Poldi diese Situation trainieren. Die Gerüche, eventuell andere Hunde, all das sollte leichtes Training sein, ohne das mein Hund behandelt wurde.
Auch zu Hause habe ich meinen Hund oft auf einen Tisch gestellt, ihm die Milchzähne kontrolliert und ihm in die Augen und Ohren geschaut. Dann bekam er ein Leckerchen und ich stellte ihn wieder auf den Boden.
Vielleicht hat Poldi deshalb beim Impftermin nicht mal mit der Wimper gezuckt. Ruhig ließ er sich die Zähne, Ohren und Augen anschauen und auch beim Abhören war er völlig entspannt. Als der Tierarzt die Impfung setzte, habe ich ihn abgelenkt und direkt nach der Injektion bekam er ein Leckerchen.
Dankbar schaue ich auf meinen entspannt am Boden liegenden Hund, während Mücke zitternd immer wieder hin und her läuft.
„Wissen Sie, es geht mir ja auch so. Ich weiß, dass Mücke so Angst hat und ich selber kann dann auch nicht ruhig bleiben.“
„Ja das könnte auch ein Grund sein,“ antwortete ich. „Wie meinen Sie das?“ fragte mich die erstaunte Halterin.
Der Halter ist der Rudelführer. Ruhiges und souveränes Handeln gibt dem Hund zumindest etwas Sicherheit. Mitleid ist in dieser Situation nicht angebracht, denn es würde die Angst des Hundes noch bestärken. Auch schimpfen wäre völlig falsch. Hunde brauchen Zeit, um durch Schnüffeln und Umherlaufen die Umgebung kennen zu lernen. Geben wir dem Vierbeiner die Zeit, beruhigt er sich zum Teil selber.
Fassen wir noch einmal zusammen:
Ein wenig Training, ein paar Besuche ohne direkte Behandlung, ein leichtes Training zu Hause, eigene Ruhe und Gelassenheit, all das wird unserem Hund den nötigen Gang erleichtern und seine Angst mildern.
Habt ihr die gleichen Erfahrungen gemacht? Habt ihr noch andere Vorschläge oder Tipps? Wir freuen uns auf eure Antworten.
Entspannt mit Hund beim Tierarzt,