Platzzzz, Hiiiiieer, KOOOOOOMMMMM – die Bedeutung der Stimme

Andrea Kanies

Gleich vorweg, ob wir unseren Hund mit „Komm“, „Hier“ oder „Zu Mir“ zu uns rufen, macht für den Vierbeiner keinen Unterschied. Befreien wir uns also von dem Gedanken, unser Hund versteht die Wörter, denn das tut er nicht. Jetzt könnte man aber behaupten: „Mein Hund setzt sich aber, wenn ich sage: Sitz!
Richtig. Aber nicht weil er die Bedeutung des Wortes erkannt hat, sondern weil er eine Verknüpfung hergestellt hat. Hunde verknüpfen Handlungen, Objekte, oder Personen mit einem jeweiligen Wort, wenn wir es oft genug und vor allem sehr eindeutig anwenden. Benutzen wir also das Wort Sitz immer dann, wenn der Hund sich setzen soll, so lernt er mit der Zeit, sich zu setzten wenn wir Sitz sagen. Kommt aber jetzt das Wort in einem ganzen Satz vor: „Setzt dich jetzt hin“, oder Sei doch so brav und mach ein Sitz“, dann begreift der Hund nicht, was von ihm verlangt wird. Das Wort „Sitz“ verändert sich in einem Satz so stark, das es für Hundeohren nicht mehr zu filtern ist. Es ist also die Betonung eines einzelnen Wortes, verbunden mit dem Klangbild, welches sich der Hund einprägt, hinzu kommen noch langgezogene Vokale, oder bestimmte Zischlaute.

Die Magie der Betonung
Ein geübter Hundehalter, oder ein Hundetrainer benutzt immer wieder das gleichen Klangbild und setzt es auch ganz gezielt ein. Die Kommandos veterinaryfallen immer gleich aus, häufig kurz und mit einem Zischlaut verbunden. „Plattttzzzz“ „Sitzzzzz“ oder „Fusssss“. Bei der Nutzung dieser Zischlaute lernt der Hund sehr schnell, es wird eine Reaktion erwartet. Der Halter hat die sofortige Konzentration seines Vierbeiners. Nur leider gibt es da ein kleines Problem. Wir selbst.
Wir sind nicht immer gleich gelaunt. Wir haben mal eine fröhliche Stimme, mal sind wir total gestresst, oder auch ärgerlich. Wir vergessen also das ruhige und kontinuierlich genutzte „Fusssss“ und betonen mit einer gewissen Aggression. Dazu kommt vielleicht noch ein Leinendruck, oder gar ein Ziehen. Und manchmal wird es sogar noch schlimmer und wir fangen an in ganzen Sätzen zu sprechen. „Man, Du sollst nicht so ziehen, ich hab doch gesagt bei Fuss.“ Häufig erschweren wir dem Hund das Verstehen noch zusätzlich, wenn wir eine Konversation anfangen. „Bello, schon hundert mal habe ich Dir gesagt, Fuss bedeutet auch Fuss, warum verstehst Du das bloß nicht?“

Das gleiche gilt im übrigen auch für das melodische Wörtchen: „Hiiieer.“ Würden wir es nur immer gleich betonen: „Hiiieer,“ als langes, ausgestrecktes Wort, möglichst laut und lang gezogen.
Und erfolgt dann auch das Kommen unseres Vierbeiners, dann sind wir bitte voll des Lobes. „Braaaav“ und als Willkommensdankeschön vielleicht sogar noch ein Leckerchen dazu. Doch was passiert häufig? Wir betonen das Wort komplett anders, oder im schlimmsten Fall kommt satt einem „Hier“ ein „Komm“, oder ein „Hierher“ oder ein „Zu mir“.
Und was passiert mit unserem Hund? Er versteht es einfach nicht. Und ganz ehrlich? Wie kann er auch?

Verständlich bleiben
Gerade beim Heranrufen unseres Vierbeiners passieren die meisten Fehler. Aber auf menschlicher Seite! Welchen Grund sollte ein Hund denn haben zu uns zu kommen, wenn wir mal wieder alles vergessen und ihn mit den Worten: „Komm jetzt sofort zu mir“ anschnauzen. Er hört unseren Ärger in der Betonung und noch dazu kommt ein kompletter Satz. Sollte er trotzdem, die für ihn höchst anspruchsvolle Leistung vollbringen und zu uns kommen, dann kommt von uns häufig nur ein: „Na Endlich“ oder „Aha, das wurde auch Zeit!“, manchmal sogar noch verbunden mit einer drohenden Handbewegung.
Es liegt also an uns, dem Hund zu vermitteln, dass es sich immer lohnt zu uns zurück zu kommen. Bleiben wir ruhig, begrüßen wir ihn herzlich, auch wenn es mal wieder etwas länger gedauert hat. Selbst der dickköpfigste Hund wird auf Dauer einen Zusammenhang zu seinem Namen und einem freundlichen „Hiiier“ herstellen, besonders dann, wenn wir ihn dann auch noch belohnen.

Unterdrücken wir unseren Ärger und die Ungeduld und geben wir dem Vierbeiner die Chance, uns und unsere Worte immer richtig zu deuten und vereinfachen wir ihm diese Arbeit.

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 4.8/5 (9 votes cast)
Platzzzz, Hiiiiieer, KOOOOOOMMMMM – die Bedeutung der Stimme, 4.8 out of 5 based on 9 ratings

Ähnliche Beiträge

Beißhemmung dem Welpen r... „Kommst Du denn heute?“ fragt mich meine Freundin, die vor 3 Wochen ihren kleinen Welpen nach Hause geholt hat. „Ja sicher, ich freue mich doch schon so,
Vermenschlichung des Hund... Unser Hund ist nicht „nur“ ein Hund. Er ist viel mehr ein vollwertiges Familienmitglied. Das Wohl des Vierbeiners liegt uns am Herzen und wir tun sehr viel
Terra Canis, Hundefutter ... Die Philosophie Im Jahre 2005 begann Frau Birgitta Ornau damit, ihre Idee von einem qualitativ hochwertigen Futter umzusetzen. Mit bescheidenen Mitteln arbeitete sie zunächst von zu Hause
Hundeshop.de und seine Fa... Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Frei nach diesem Motto wollten wir unsere 15.000 Fans bei Facebook mit einer besonderen Aktion belohnen. Auf unsere Nachfrage hin wünschten sich
Bloß keinen Stress „Weihnachten ist jedes Jahr am 24.12 und jedes Jahr kommt es zu plötzlich für mich“ jammere ich bei meiner Freundin. „Der Weihnachtsbaum, die ganzen Geschenke, die Verwandtschaft
Kunden testen: Biothane S... Voll im Trend liegen die Biothane Schleppleine und natürlich Biothane Hundeleinen und Halsbänder. Biothane ist ein Material, das hierzulande  zunächst im Pferdebereich eingesetzt wurde, mittlerweile aber wegen seiner
Wissenswertes zur Futteru... Die Verdauung des Hundes besteht aus einem komplexen System mit vielfältigen Aufgaben. Alle Funktionen dienen einem einzigen Ziel: Die aufgenommene Nahrung muss für den Körper nutzbar gemacht
Der Maßstab ohne Maß &... Wer kennt dieses Problem nicht. Bei der letzten Bestellung passte die Jacke in Größe 38 und bei der heutigen Lieferung ist Größe 38 viel zu klein? Wie
Ein Hund muß in die Tier... Es begann eigentlich sehr harmlos. Nach einem Abendspaziergang erbrach sich mein Hund. Zunächst überlegte ich, ob er etwas Besonderes, oder Außergewöhnliches gefressen hatte. Doch alles war wie
Petra hat den EQDog Doggy... Wer kennt es nicht? Der Hund hatte Spaß beim Schwimmen und ist triefnass. Bevor er sich schüttelt, wartet er natürlich bis er im Auto sitzt oder im

Ein Kommentar zu

  1. by hunde am
    Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/www/blog.hundeshop.de/root/wp-content/plugins/gd-star-rating/code/blg/frontend.php on line 574

    hi toller Beitrag sehr informativ…toller Blog
    liebe grüße

    VA:F [1.9.22_1171]
    Rating: 0 (from 0 votes)

Kommentare sind deaktiviert.