Wir Hundehalter würden wohl alle von uns behaupten, dass wir unseren Hund kennen. Vor allem der „schuldige“ Blick, wenn unser Vierbeiner etwas geklaut hat oder etwas kaputt gemacht hat, ist für uns ganz klar an seinen Augen und seiner geduckten Haltung ablesbar. Glauben wir zumindest. Doch vertraut man einer Studie der Universität in Cambridge, in der über 90 Hunde mit ihren Haltern teil nahmen, dann scheinen wir alle falsch zu liegen.
Bei Hausbesuchen der Wissenschaftler in der für den Hund gewohnten Umgebung, platzierte der Halter ein Leckerchen an einen bestimmten Punkt und verbot dem Hund es zu fressen. Dann verließ er das Zimmer. Hatte der Hund nach seiner Rückkehr das Leckerchen doch gefressen? Die anwesenden Wissenschaftler hatten den Raum ebenfalls verlassen, so dass die Halter anhand der Körpersprache ihrer Hundes feststellen mussten, ob der Vierbeiner die Anordnung befolgt hatte oder schwach wurde. Interessanterweise stellt sich heraus, dass der “schuldbewusste Blick” von Hunden kein Eingeständnis von Schuld ist – sondern wohl eher eine typische Reaktion auf Verärgerung die der Halter zeigt.
Thema Trennungsangst
Doch die Ergebnisse der Studie gehen noch weiter. Anscheinend missverstehen wir nicht nur die Blicke falsch. An dem alten Spruch: „Das Problem befindet sich am anderen Ende der Leine“ könnte einiges dran sein. Mit dem eigenen Erziehungsstil verursachen wir die Probleme, unter denen wir später leiden und weshalb wir einen Hundetrainer aufsuchen.
Wissenschaftler der Universität in Freiburg gehen sogar soweit, dass sie behaupten, wenn ein Hund nicht alleine in der Wohnung bleiben kann ohne dass er panisch reagiert und die Nachbarn zusammen bellt, dann hat der Halter mehr als nur eine Mitschuld. Aber nicht beabsichtigt! Halter, die in der Vergangenheit Verluste erlitten haben, die selbst ein Bindungsproblem haben oder in der Kindheit durch bestimmte Umstände keine gefestigte Bindung zu einer Bezugsperson aufbauen konnten, vermitteln ihrem Hund unterbewußt die gleiche Problematik. “Hunde, die Zurückweisungen erfahren oder erleben, dass ihre Bedürfnisse ignoriert werden, können nicht sicher sein dass ihr Halter verfügbar ist.” Dieses Verhalten kann die Trennungsangst bei Hunden verstärken.
Die Wissenschaft räumt jedoch ein, dass auch bestimmte Prägeprobleme in der Welpenzeit mit verantwortlich sind, wie z.B. das zu frühe Trennen von der Mutterhündin, eine traumatische Erfahrung in der Welpenzeit oder die Genetik.
Thema Fütterung
Auch beim Thema Fütterung behauptet die Forschung, man kann genau vorhersagen, ob der eigenen Hund später einmal dick oder normalgewichtig sein wird. Dazu wurden die Halter in 4 Gruppen eingeteilt: konsequent, autoritär, nachsichtig und unbeteiligt.
Der autoritäre Halter reagiert beispielsweise verärgert, wenn der Hund etwas vom Tisch erbettelt. Das Tier wurd auf seinen eigenen Platz verwiesen und erhält später, in einem Napf gereicht ein wenig Futter, das er aber erst fressen durfte, nachdem der Halter die Portion frei gibt. Der Hund reagierte mit Frust – Futter vor sich zu haben und es nicht essen zu dürfen, dadurch könnten Essstörungen gefördert werden, so die Aussage der Wissenschaft. Doch in der Studie ging es hauptsächlich um Überfütterung. 98 Prozent der Tierärzte machten den Erziehungsstil des nachsichtigen Typs für das spätere Übergewicht des Hundes verantwortlich. Er verwöhnt das Tier und füttert beispielsweise nach Lust und Laune vom Tisch. Dank dieser Theorie der Erziehungsstile sollen Halter jetzt typgerecht motiviert werden, um eventuelle Diätstrategien für das Tier umzusetzen.
Thema Tierheim
Ein trauriges Kapitel schlugen die Forscher im Bereich der Abgabebegründung in Tierheimen auf.
Demnach liegen die Hauptgründe für die Abgabe von Hunden in Tierasylen, an Umzügen, Verhaltensprobleme des Hundes, die Kosten der Hundehaltung, gesundheitlichen Problemen des Halters – oder schlicht die Erwartungen, die der Halter an die Haltung eines Hundes gehabt hatte und die er offensichtlich nicht erfüllen kann.
Oft leben Hund und Halter anscheinend aneinander vorbei und erleiden beide dadurch Stress.
Hunde sind uns weit voraus
Während wir Menschen unsere Hunde wenig verstehen, scheinen uns diese in Sachen Menschenkenntnis weit voraus zu sein. Hunde die an Menschen gewöhnt sind können offenbar genau zwischen menschlichen Gesichtsausdrücken unterscheiden.
Forscher der Veterinärmedizin der Universität in Wien zeigten in einer Studie den teilnehmenden Hunden entweder die oberen oder unteren Hälfte des Gesichts einer wütenden oder freudig aussehenden Person auf einem Touchscreen. Einige Hunde sollten dabei immer nur die gut gelaunten Personen antippen, während die anderen immer nur die schlecht gelaunten Porträts anstupen durften und dafür eine Belohnung erhielten. Diese Studien belegen ganz klar, Hunde können zwischen wütenden und freudigen Gesichtsausdrücken unterscheiden. Hunde bewerten ein lächelndes Gesicht demnach als positiv, während sie ein wütendes Gesicht als negativ empfinden.
Und ein weiterer wichtiger Punkt wurde durch diese Studie belegt: Hunde die nur ärgerliche Gesichter erkennen sollten, lernten deutlich langsamer. Das man sich von wütenden Personen besser fern hält war ihnen offenbar sofort klar.
Diese Arbeiten stimmen uns vielleicht einmal etwas nachdenklich: Wir wissen schon wie toll unsere Hunde sind, doch sollten wir vielleicht sogar anfangen ein wenig von ihnen zu lernen?