Wohl jeder Hundehalter macht sich seine Gedanken über seinen Vierbeiner. Man beliest sich im Internet, man fragt andere Hundehalter, oder man kauft sich diverse Bücher. Einige Gerüchte in der Hundehaltung halten sich sehr hartnäckig. Doch sind diese Aussagen richtig? Oder sind es einfach nur Gerüchte?
Wir haben uns einmal mit ein paar der häufigsten Aussagen beschäftigt.
„Der hat Welpenschutz, da passiert noch nichts.“
Es gibt keinen Welpenschutz! Und daran sollte man immer denken, wenn man mit seinem Welpen auf einen anderen Hund trifft. Ein fremder Hund kann mit der Situation, des zumeist stürmigen Welpen, komplett überfordert sein und zuschnappen. Häufig ist dies kein Zeichen von Aggression, sondern viel mehr eine Überforderung, vielleicht sogar Angst vor dem Kleinen. Ein wenig anders sieht es mit dem eigenen Hunderudel aus. Hier liegt die Toleranzgrenze deutlich höher.
„Wenn er in die Wohnung macht, einfach mit der Nase in die Exkremente drücken. Das hilft!“
Unsinn. Man fördert damit die Unsicherheit des Vierbeiners, denn er kann nicht verstehen was von ihm verlangt wird. Ein Welpen ist nun einmal nicht stubenrein und nur mit viel Geduld wird auch er verstehen, wann und wie er sich zu lösen hat. Nach jedem Spielen, Fressen und Schlafen setzt man ihn generell nach draußen auf einen Löseplatz. Löst er sich, dann lobt man ihn und freut sich, ruhig auch ein wenig überschwänglich. Auch aus Freude, Angst, oder Krankheit kann es passieren, dass sich der Vierbeiner in der Wohnung löst. Hier ist, neben der Toleranz, vor allem die Suche nach dem Auslöser dieses Verhaltens zu suchen und gegebenenfalls abzustellen.
„1 Hundejahr entspricht 7 Menschenjahren.“
Nein, das ist falsch. Zunächst einmal kommt das Alter vor allem auf die Größe des Hundes an. In der Regel werden kleine Hunderassen häufig älter als ein großer Hund. Schon ab 7 Jahre zählt ein großer Hund zu den Senioren, währen die Kleinen erst ab einem Alter von 10 Jahren zum „Rentner“ werden. Ein bezeichnendes Beispiel, dass mit dieser Rechnung etwas nicht stimmen kann: Eine Hündin kann bereits im Alter von 6 Monaten läufig werden und somit auch trächtig. Das wäre, laut der obigen Aussagen, für Menschen bereits vor dem 7. Lebensjahr!
„Kastration hilft bei diesem Fehlverhalten.“
Kastration hilft nie bei einem Fehlverhalten. Durch Kastration können sich Verhaltensweisen, die mit Sexualhormonen in Verbindung stehen, oder ausgelöst werden, gemindert werden. Jedoch ist die Kastration kein Ersatz für eine korrekte Erziehung. Deshalb sollte niemals leichtfertig über einen massiven Eingriff entschieden werden, sondern immer mit Bedacht und zum Wohle des Tieres.
„Einmal in ihrem Leben sollte eine Hündin belegt werden.“
Stellen wir einmal die Gegenfrage: Warum sollte das so sein? Es gibt keine Begründung für diese These. Im Gegenteil. Die Belegung und das Aufziehen von Welpen ist immer ein gewisser Stressfaktor für die Hündin. Und eine Geburt ist weder für den Mensch, noch für das Tier eine leichte Aufgabe. Zudem kann gesundheitlich gerade bei einer Geburt auch sehr viel passieren. Deshalb gehört eine Hundegeburt immer in die Hände eines erfahren Menschen, zumindest aber immer mit der nötigen Unterstützung eines Kenners.
„Durch das Drehen auf den Rücken vermittle ich meinem Hund wer der Chef ist.“
Dazu sei gesagt: Ein souveräner Rudelführer hat es gar nicht nötig, sich derart behaupten zu müssen und sogar handgreiflich zu werden. Unterwerfung, oder Aufmerksamkeit erreicht man viel eher durch ruhiges, gerechtes Verhalten und vor allem über Vertrauen zu seinem Vierbeiner. Mit diesem Verhalten fördert man allenfalls Angst und stört damit empfindlich das Verhältnis im Team.
„Mein Hundetrainer hat mir das so gesagt, der muss es ja wissen.“
Dieser Satz verliert seine Bedeutung, wenn man sich einmal darüber informiert, wer sich alles Hundetrainer nennen darf. Der Begriff ist rechtlich gesehen nicht geschützt. Das bedeutet, jeder der ein wenig mit Hunden zu tun hat, darf sich Trainer nennen. Deshalb ist gerade hier große Sorgfalt und Vorsicht geboten. Ein guter Hundetrainer hat neben diversen Seminaren, vielleicht sogar einer staatlichen Prüfung, vor allem aber einen guten Ruf wegen seiner umsichtigen und gewaltfreien Lehrmethode. Das Arbeiten mit Stachelhalsbändern oder Elektroschockern ist zu verurteilen. Vertrauen wir nicht jedem Mitmenschen, der angeblich ein Hundetrainer ist! Auch diverse Fernsehsendungen, oder Bücher ersetzen keinen Kontakt zu einem erfahrenen und ausgebildeten Trainer.
„Kampfhunde sind gefährlich.“
Sogenannte Kampf- oder Listenhunde gehören in anderen Ländern zu den beliebtesten Familienhunden. Warum gelten sie bei uns als gefährlich, wenn sie in der Beißstatistik oft nicht mal aufgeführt werden? Die Sensationslust der Presse schürt die Angst der Bevölkerung. Grundsätzlich werden häufig nur Beißvorfälle durch gefährliche Hunde beschrieben. Alle anderen fallen weitestgehend unter den Tisch.
Ein gähnender Pitbull in der Tageszeitung soll die Deutlichkeit dieses gefährlichen Gebisses vermitteln. Zudem wurden fragwürdige Gesetze erlassen, um die Bevölkerung angeblich zu schützen. Durch diesen „Hype“ wurden eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchung der gelisteten und fraglich hoch gefährlichen Rassen veranlasst. Weder die angeblich angeborene Gefährlichkeit, noch die nachgesagten Merkmale wurden bestätigt.
„Angst wird durch Zuwendung verstärkt“
Angst ist nicht nur bei Tieren, sondern auch bei uns Menschen eine wichtige Emotion. Sie löst eine Reihe überlebenswichtige Funktionen aus, ohne die sowohl Tier, wie auch Mensch häufig in eine lebensbedrohliche Situation kommen würden.
Grundsätzlich ist das Ignorieren von Angst unfair und sogar richtig gemein. Für unseren Hund sieht es so aus, als würden wir ihn in seinen unangenehmen Emotionen nicht wahr nehmen und damit geben wir ihm keine Chance zu lernen, wie er damit umgehen kann.
Die Art der Reaktion auf Angst richtet sich nach dem Vierbeiner. Streicheln, eine Massage, einen Rückzugsort, ein Alternativverhalten, ruhiges Zureden, sind nur einige Beispiele. Wichtig ist vor allem, dass der Hund in seiner Angst nicht alleine gelassen wird, denn dadurch schafft der Halter Vertrauen.
„Da muss er durch“ und „die regeln das untereinander.“
Haben wir uns einmal gefragt, wo ein Hund so durch muss? Wir stellen ihm Futter hin, welches wir für richtig halten. Wir bestimmen, wo er spazieren gehen darf, wir verwalten seine Kontakte zu den Artgenossen und zu anderen Menschen. Wir fragen nicht, was unser Vierbeiner davon hält. Ja sicher, das geht auch nicht im Detail. Aber man kann durchaus überflüssige Situationen vermeiden. Und wenn ich sie nicht vermeiden kann, dann versuche ich sie zu verschönern. Was das „unter sich ausmachen“ angeht, wir möchten doch, dass unser Hund uns vertraut. Er soll Schutz bei uns suchen und wir wollen ihn auch beschützen. Dann müssen wir auch handeln und dürfen unseren Vierbeiner nicht in akuten Situationen alleine lassen. Wir sind dazu verpflichtet zu handeln. Dadurch wird das Verhalten zwischen Halter und Hund gestärkt und man baut Bindung auf.
Warum handeln wir nicht einfach ein wenig intuitiver, vertrauen unserem Gefühl und lassen uns nicht durch Medien und Mitmenschen verunsichern. Wir leben mit dem eigenen Vierbeiner zusammen, betrachten wir ihn als Partner und nicht als Wesen, dem man ständig und immer etwas beweisen muss. Liebe, Geduld und Vertrauen stärken die Beziehung, mit Aggressionen, Verunsicherung und Dominanz erreichen wir nur das Gegenteil. Es ist unser Hund nicht unser Feind.
Märchen in der Hundehaltung,
Ein Kommentar zu
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Es gibt wirklich viel zu viele unsinnige Mythen…